„Experience the Possible“ bei der Fachtagung Assecuranz in Köln

Wie lässt sich die Zukunft der Versicherungsbranche mit einer gelungenen Zwillingstransformation sichern? Wie hilft KI bei der Abwägung von Haftungsschäden? Wie kann ein spartenübergreifendes Schadenökosystem dazu beitragen, das Schadenmanagement im Spannungsfeld zwischen Effizienzsteigerung, Inflation und einem exzellenten (Kunden-) Service zu optimieren? Diese und weitere Zukunftsthemen diskutierten Expertinnen und Experten auf der von Verisk veranstalteten Fachtagung Assecuranz am 3. September 2024 in Köln.

 

Mit Kooperationen neue Chancen im Wandel der Versicherungsbranche nutzen

Die Veranstaltung stand in diesem Jahr unter dem Motto „Experience the possible“. Neben einem Einblick in die Möglichkeiten für Versicherer in einem spartenübergreifenden und integrierten Schadenmanagement, bekamen die Teilnehmenden auch Einblicke in zukünftige Entwicklungen, insbesondere die Möglichkeiten durch den Einsatz von KI im Spanungsfeld heutiger Herausforderungen der Versicherungsbranche.

 

Die Zukunft der Versicherungsbranche sichern: Von der Wettbewerbs- zur Kooperationswirtschaft

Die Versicherungsbranche befindet sich in einer Zwillingstransformation, also einer doppelten Transformation: der nachhaltigen und der digitalen. Diese Veränderungen gehen Hand in Hand und verlagern Risiken zunehmend ins Ökologische. Um zukunftssicher zu agieren, ist Kooperation entscheidend. Prof. Dr. Dr. Alexander Brink von der Universität Bayreuth betonte in seinem Vortrag, dass ein Wandel von der wettbewerbsorientierten hin zur kooperationsorientierten Wirtschaft notwendig ist, um aktuelle Herausforderungen wie den Fachkräftemangel zu bewältigen. Zentraler Aspekt: die Transformation muss gewollt sein. Starke Regulierung hemmt das „Wollen“. Daher müssen Geschäftsmodelle so aufgebaut werden, dass sich das Individuum in einer Gemeinschaft entfalten kann und den Purpose, das „Why“, versteht.

 

Strukturelle Ansätze und Automatisierungspotential im Personenschadenmanagement identifizieren und durch Kooperationen gezielt umsetzen

Stephanie Thelen von der Zurich Gruppe Deutschland, gab Einblicke in das Personenschadenmanagement bei Zurich. Im Spannungsfeld von Effizienzsteigerung, Inflation und steigenden Kundenanforderungen setzt Zurich auf Schnelligkeit, Spezialisierung und die Nähe zum Kunden bzw. Geschädigten. Personenschäden werden direkt an spezialisierte Abteilungen aus Innen- und Außendienst geroutet. Neben der fachlichen Spezialisierung wird auf eine verstärkte Präsenz vor Ort und gezielte Kooperationen gesetzt. Dabei stehen die Digitalisierung und Automatisierung im Fokus. In der Analyse von Prozessen konnten konkrete Optimierungspotenziale identifiziert werden. Einige der Ansätze, wie die automatische Weiterleitung von SVT-Belegen an Dienstleister, befinden sich bereits in der Umsetzung.

 

Möglichkeiten und Grenzen von KI in der Schadenregulierung

Immanuel Drewes, Rechtsanwalt bei BLD Bach Langheid Dallmayr, erläuterte in seinem Vortrag „Haftungsabwägungen mit KI“ neue Möglichkeiten durch die Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz. Neben Potenzialen wurden auch die Herausforderungen und Grenzen der Haftungsabwägung mit KI beleuchtet. Aktuelle Systeme sind noch nicht bereit für den uneingeschränkten Einsatz, zeigen aber Wege auf, wie man KI für sich nutzbar machen kann. Während die Ergebnisse zur Einschätzung von Haushaltsführungsunfähigkeit eine hohe Genauigkeit aufgewiesen haben, kann die KI bei Haftungsabwägungen lediglich für erste Richtwerte genutzt werden. Die Frage, ob KI einen Rechtsanwalt ersetzen kann, wurde mit einem klaren „Nein“ beantwortet – zumindest derzeit nicht.

Diese Einschätzung teilte auch Moritz Brunner, Board Member der e.Consult AG in seinem Vortrag „Legal AI – Assistenzsysteme in der Schadenabwicklung“, unterstrich aber die hohe Bedeutung von Künstlicher Intelligenz zur Effizienzsteigerung in der Schadenabwicklung. Anhand von drei praxisnahen Use-Cases zeigte er drei Einsatzbereiche für KI: die Datenextraktion aus Dokumenten, die sprechende Akte, die Antworten anhand von Prompt-Leitfäden liefert, und die automatisierte Generierung von Antwortschreiben. Beispiele hierfür sind die Anzeige der Verteidigungsabsicht, eine Klageerwiderung oder die Beauftragung einer Partnerkanzlei.

 

Schadenmanagement der Zukunft: Die Rolle von Plattformen und Kooperationen im Schaden-Ökosystem

Marco Vellmete, Hauptabteilungsleiter Schadenmanagement bei der Versicherungskammer Bayern, betonte in seinem Vortrag „Ökosystem & Plattformen – Das Zusammenspiel zwischen Versicherer und Dienstleister“ die Bedeutung von Kooperationen für die Versicherungsbranche. Schadenmanagement – als einer der wichtigsten Kundenkontaktpunkte – erfolge heute schon immer stärker in Netzwerken. Dabei spiele der „make-buy-share“-Ansatz eine zentrale Rolle: Versicherer sollten sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und fehlende Fähigkeiten durch Partnerschaften ergänzen, um ein zukunftsfähiges Schadenmanagement anzubieten. Das bezieht sich nicht nur auf die Zusammenarbeit mit Dienstleistern, sondern auch mit Versicherungen untereinander. Die VKB setzt bereits auf integrierte Steuerungsplattformen, um Kundenanforderungen effizient zu erfüllen und sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Ein Beispiel hierfür ist die Kooperation mit Sachverständigen im Bereich Sachschaden.

Den Abschluss des Referentenprogramms bildete eine Podiumsdiskussion über das „Spartenübergreifende Schaden-Ökosystem von Verisk“, an der Verena Klumb (ACTINEO GmbH), Sebastian Höfner (Krug Sachverständigen GmbH) und Michael Rodenberg (Rocket Enterprise Solutions GmbH) teilnahmen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Verisk in Deutschland agiert und welche Vorteile sich aus der Bündelung der Expertise aus den Bereichen Personen-, Kfz- und Gebäudeschadenmanagement für Kunden ergeben. Die Diskussion verdeutlichte, dass Schaden-Ökosysteme entstehen, indem verschiedene Marktakteure ihre Expertise bündeln. Anhand aktueller Praxisbeispiele wurde die Bedeutung von Partnerschaften hervorgehoben. Der gemeinsame Tenor: Die Herausforderungen der Branche können nur durch Kooperationen und gemeinsames Handeln bewältigt werden.

Für Verisk war die diesjährige Fachtagung Assecuranz gleichzeitig eine Premiere: das Unternehmen richtete die Veranstaltung erstmalig mit den zugehörigen Unternehmen ACTINEO GmbH, Krug Sachverständigen GmbH and Rocket Enterprise Solutions GmbH aus.

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