Im Fall von schweren Unfällen können mit digitalen Tools Risiken frühzeitig identifiziert und das Rehamanagement aktiv vorangetrieben werden. Ein Gastbeitrag von Gabriele Seebauer, Geschäftsführerin, MEDIRISK Bayern.
Schwere Unfälle verursachen erhebliches Leid bei den Betroffenen. Mit gezieltem Rehamanagement unterstützen Versicherer die Verletzten beim Heilungsprozess und bei der Wiedereingliederung in den Alltag.
Für den Konzern Versicherungskammer Bayern übernimmt die MEDIRISK Bayern, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Versicherungskammer, die Aufgabe, geeignete Fälle zu identifizieren, diese in das Rehamanagement zu integrieren und den Rehaverlauf kontinuierlich zu begleiten. Durch die aktive Begleitung wird eine optimale Zusammenarbeit aller Beteiligten gewährleistet. Das gemeinsame Ziel ist dabei, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Konkret heißt das: Eine rasche Genesung und Wiedereingliederung der Geschädigten. Je früher geeignete Fälle erkannt werden, desto höher sind die Chancen, dieses Ziel zu erreichen.
In der Praxis werden geeignete Fälle jedoch oft erst spät oder gar nicht identifiziert. Das liegt auch daran, dass beim (Haftpflicht-)Versicherer nur wenige strukturierte Daten zu den Personenschäden vorliegen. Die für die Einschätzung wichtigen Informationen müssen mühsam aus teilweise veralteten Schadensystemen, unzureichend organisierten elektronischen Archiven und Papierakten entnommen werden. Das erschwert eine effiziente Datenanalyse.
Datenpotenzial effizient nutzen
Seit 2017 arbeitet die Versicherungskammer mit Actineo, a Verisk business, bei der Beschaffung von Arztberichten und der SVT-Rechnungsprüfung zusammen. Dabei wurden kontinuierlich wertvolle medizinische Daten erhoben, extrahiert und normiert. Dieses wertvolle Datenpotenzial galt es zu nutzen.
Das Bestreben, potenzielle Kandidaten für ein Rehamanagement besser und schneller zu identifizieren, hat MEDIRISK mit Actineo als Entwicklungspartner zusammengeführt. Der „Injury Scan“, wie das Tool bei der Versicherungskammer genannt wird, wurde gemeinsam von Mitarbeitenden der Versicherungskammer bzw. der MEDIRISK und Actineo entwickelt. Im Projektteam konnten so fachliches medizinisches und technisches Know-how kombiniert werden. Ziel des Projektes war es, das Tool möglichst variabel zu gestalten, um eine breite Einsetzbarkeit – nicht nur für das Rehamanagement – zu ermöglichen.
Die zur Verfügung stehenden Daten stammen sowohl von der Versicherungskammer selbst als auch aus den von Actineo im Auftrag des Kunden durchgeführten Dienstleistungen. Für die Selektion können alle daraus verfügbaren Daten flexibel miteinander verknüpft werden. Die Nutzerinnen und Nutzer können feste Suchfilter einstellen, die jeden neu hinzukommenden Datensatz, der den Kriterien entspricht, maschinell identifizieren und eine Benachrichtigung an einen vorab festgelegten Postkorb auslösen. Dabei wird der Datenschutz auf dem erforderlichen höchsten Level sichergestellt. Während der Entwicklung hat das Projektteam intensive Diskussionen geführt, um eine hohe Anwenderfreundlichkeit und eine einfache, intuitive Bedienbarkeit zu gewährleisten. Das Ergebnis zeigt: Der Aufwand hat sich gelohnt.
Der „Injury Scan“ ist seit einigen Monaten erfolgreich bei MEDIRISK im Einsatz und wird parallel um zusätzliche Funktionen erweitert. Das Entwicklungsteam sieht im „Injury Scan“ ein wertvolles Instrument, um Fälle zu identifizieren, die der besonderen Aufmerksamkeit des Versicherers bedürfen. So wird das Ziel der MEDIRISK Bayern vorangetrieben, noch mehr Menschen durch das Rehamanagement bei der Rückkehr in ein normales Leben unterstützen zu können.
Risk Scanner zur systemischen Einschätzung von risikoreichen Personenschadenfällen
Das digitale Tool ermöglicht es Versicherern, systematisch auf aktuelle und historische Personenschadendaten aus dem Berichts- und Rechnungsprüfungsprozess zuzugreifen. Eskalierende Schaden- und Dubiosfälle können so frühzeitig identifiziert und direkt an die Fachabteilungen weitergeleitet werden. Die Filterkriterien und Anwendungsmöglichkeiten des Risk Scanner sind vielfältig und können gemeinsam mit der beauftragenden Versicherung erarbeitet und definiert werden.
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